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Waldburg und Waldburger - Ein Geschlecht steigt auf in den Hochadel des Alten Reiches
Diese Informationen stammen vom Museum auf der Waldburg.
Die Waldburger stiegen unter den Staufern zu einer der wichtigsten Familien des Reiches auf. Sie hatten das Truchsessenamt inne, und als Frierich II. 1220 nach Italien zog, liess er die Reichskleinodien auf der Waldburg zurück.
Der bekannteste Vertreter des Hauses im 16. Jahrhundert war Georg III., der "Bauernjoerg", der im Bauernkrieg die aufständischen Bauern besiegte.
Die Waldburger Geschichte
Persönlichkeiten
Eberhard von Tanne-Waldburg
Als Truchsess und Ratgeber diente er zunächst den staufischen Herzögen von Schwaben und später Kaiser Friedrich II. Er wurde 1220 zu einem der Vormünder von Friedrichs Sohn Heinrich berufen und verwaltete Schwaben zusammen mit seinem Neffen, dem Schenken Konrad von Winterstetten, während der Abwesenheit des Kaisers. Ihm war die Obhut über die Reichskleinodien anvertraut, die 1220-1225 auf der Waldburg verwahrt wurden. Sein Bruder Friedrich von Tanne war 1197 in Montefiascone im Gefolge Philipps bei einem antistaufischen Volksauflauf erschlagen worden.
Eberhard, Bischof von Konstanz
Kuno von Waldburg
Truchsess Heinrich (1183/1209)
Dienstmannen
Heinrich (genannt 1140 - 1173) und Friedrich (genannt 1147 - 1183) von Waldburg sind möglicherweise Söhne eines Bruders des Abtes. Mit dem Tod von Friedrichs Söhnen Heinrich (1209) und Friedrich (1210) erlosch das ältere Haus Waldburg im Mannesstamm. Die Dienstmannen von Tanne übernahmen dessen Besitz und Ämter. Vermutlich waren sie mit dem älteren Haus Waldburg verwandt.
Eberhard von Tanne-Waldburg (genannt 1170 - 1234) gilt als der eigentliche Stammvater des Hauses Waldburg. Auf ihn gehen auch die Nebenlinien zu Rohrdorf (erloschen 1432) und Warthausen (erloschen 1325?) zurück.
Truchsessenamt
Als Truchsessen hatten sie wichtige zeremonielle Aufgaben bei Gastmählern und Festen ihres Herrn.
Die mit dem Hofamt verbundene Nähe zum König brachte aber auch andere Aufgaben. So finden wir die Truchsessen von Tanne - Waldburg auch als Ratgeber der staufischen Herrscher, als Verwalter von Reichsgut und als Vormünder der Königssöhne.
Gleichzeitig erscheint Berthold, der Bruder des Truchsessen Eberhard und später ihre Verwandten, die Herren von Winterstetten, als staufische Schenken, und Schenk Konrad von Winterstetten wurde sogar zum Erzieher des Kaisersohnes Heinrich (VII) bestellt.
Mit der "Goldene Bulle" von 1356 regelte König Karl IV. auch das Truchsessenamt auf Reichsebene. Jedem Kurfürsten als Königswähler wurde eines der vier Hofämter als Marshall, Kämmerer, Schenk oder Truchseß übertragen. Das Truchsessenamt erhielt damals der Pfalzgraf bei Rhein. Erst unter Kaiser Karl V. wurde den Waldburgern das Reichtruchsessenamt verliehen, das dann seit 1594 ausgübt wurde.
Der Kurfürst von Brandenburg als Reichskämmerer
Der König von Böhmen als Reichsschenk
Der Kurfürst von Sachsen als Reichsmarschall
Der Kurfürst von der Pfalz als Reichstruchsess
Hauptlinien
Johannes II. Truchseß von Waldburg
Er war in der fünften Generation ein direkter Nachkomme des Truchsessen Eberhard von Tanne-Waldburg. Er war viermal verheiratet und wird deshalb "Hans mit den vier Frauen" genannt.
Die reiche Mitgift aus diesen Ehen verwendete er unter anderem zum gezielten Erwerb österreichischen Besitzes auf Pfandbasis. Die österreichischen Herzöge belohnten mit den Verpfändungen die Verdienste Johanns, zum Beispiel in den Kriegen gegen die Eidgenossen. Truchseß Johann trug so entscheidend dazu bei, Waldburgs Herrschaft bis zum Ende des Alten Reiches 1806 zu festigen.
Seine drei Söhne aus vierter Ehe begründeten die drei Hauptlinien des Hauses Waldburg.
Hans mit den vier Frauen
Eberhard I. (1424 - 1479)
Eberhard I., gestorben 1479. Stammvater der Grafen von Sonnenberg
Jakob I. (gestorben 1460)
Hans mit den vier Frauen
Georg I. (gestorben 1467)
Hauspolitik
Der Vertrag von 1463 war als waldburgisches "Hausgesetz" ein wichtiger Schritt zu einer sogenannten Fideikommiß. Diese erbrechtliche Konstruktion bezweckt den Verbleib aller Güter beim Gesamthaus zu Lasten individueller Ansprüche.
Eine geordnete adlige Hauspolitik beruhte demzufolge auf drei Grundsätzen:
- Erhalt des Besitzes für das Gesamthaus
- Sicherung und Erwerb von Besitztiteln durch Heirat
- Ausshcluß der Frauen von der Erbfolge
Die alleinige Erbfolge des Erstgeborenen, die Primogenitur, setzte sich erst im 18. Jahrhundert durch, bei der Trauchburger Linie zum Beispiel ab 1724. Doch von Beginn an hielt man die Zahl der Erbberechtigten möglichst klein. Jüngere Söhne versuchte man gegen Erbverzicht mit standesgemäßen geistlichen Pfründen zu versorgen.
Reichskleinodien
Die Reichskrone
Als König Friedrich II. 1220nach Italien aufbrach, um sich in Rom zum Kaiser krönen zu lassen, wollte er die Reichsinsignien nicht durch den risikoreichen Zug nach Italien gefärden. Er überantwortete sie deshalb dem Truchsessen Eberhard von Tanne-Waldburg.
Die Reichskleinodien wurden daraufhin in der Schloßkapelle der Waldburg verwahrt, die von Kriegern streng bewacht wurde. Mönche von Weißenau hielten im Inneren die Ehrenwache.
Bauerjörg
Familie und Persönlichkeit
Schon in seiner Jugend ließ er Neigung und Talent für das Waffenhandwerk erkennen. Er diente 1508 Herzog Ulrich von Württemberg, sodann den bayrischen Herzögen Wilhelm und Ludwig. 1520 wurde er Rat der österreichischen Regierung in Innsbruck.
FELDZÜGE GEORGS III.
- die Wahrung des Landfriedens und die Verfolgung der Friedensbrecher.
- schiedsgerichtlicher Austrag von Streitigkeiten der Bundesmitglieder.
- Verteidigung der Selbstständigkeit seiner Mitglieder gegen die angrenzenden Territorialstaaten, vor allem die Herzögevon Bayern und die Erzherzöge von Österreich.
- 1519 vertrieb Georg im Auftrag des Schwäbischen Bundes den Herzog Ulrich v. Württemberg aus seinem Land. Trucheß Wilhelm d.Ä. aus der Jakobischen Linie übernahm die Statthalterschaft in dem eroberten Herzogtum, in der ihm Georg 1525 nachfolgte.
Der Schwäbische Bund übertrug dem Truchessen 1523 auch den Oberbefehl in der sogenannten Absberger Fehde, in der die durch die Fehden des Ritters Franz v. Sickingen unruhig gewordenen fränkischen Ritter niedergeworfen wurden. Damit rächte der Truicheß zugleich seinen Schwiegervater, den Grafen Joachim von Öttingen, der 1520 bei einem Überfall durch Hans Thomas von Arsberg umgekommen war.
Berühmt und teilweise auch berüchtigt aber wurde Georg durch seine Rolle im Bauernkrieg, die ihm seinen Beinamen "der Bauernjörg" eingebracht hat.
Insbesondere im Bauernkrieg hatte sich Georg III. grosse Verdienste um Kaiser Karl V. und den Schwaebischen Bund erworben. Der Kaiser verlieh deshalb dem Haus Waldburg 1525 den Titel eines Erbtruchsessen, 1526 den eines Reichserbstruchsessen.
Die Pfalzgrafen bei Rhein hatten mit dem Reichsamt ihre Vasallen belehnt, 1628 erhielt Waldburg die Anwartschaft auf das Lehen, und ab 1594 nahmen die Aeltesten des Hauses Waldburg dann ihre zeremoniellen Pflichten fuer Kaiser und Reich 200 Jahre lang regelmaessig wahr.
Bauernkrieg
1524/25 erhoben sich die oberdeutschen Bauern. Ihre Motive waren vielfältiger Art:
- Sie kritisierten herrschaftliche Übergriffe und Misstände, vor allem bezüglich der Leibeigenschaft, des Rechtswesens und der Allmende.
- Sie sahen darin eine Gefahr für ihr zeitliches Wohlergehen.
- Ihre mindere Rechtstellung stand im Gegensatz zu ihrem relativen Wohlstand und ihrem Selbstbewusstsein.
- Sie sorgten sich um den Zustand der Kirche und um ihr Seelenheil.
Die Kritik wurde in den berühmten "Zwölf Artikeln" zusammengefasst, die im März 1525 in Memmingen formuliert wurden. Darin wird alle Herrschaft, aber ach die Kritik daran, unter den Vorbehalt des "Göttlichen Rechts" gestellt. Unter dem Einfluss der Reformation entstand aus Herrschaftskritik eine revolutionäre Ideologie.
Verlauf und Ende
Die oberschwäbischen Bauern bildeten 1525 drei bewaffnete Haufen: den Seehaufen, den Baltringer Haufen und den Allgaeuer Haufen, dem sich zögernd auch die Bauern um Waldburg und Wurzach anschlossen.
Als vom Schwaebischen Bund angestellter Oberbefehlshaber warb Georg Anfang 1525 Söldner gegen die aufständischen Bauern an.
Kampfbereite Bauernhaufen schlug Georg III. vor allem durch den militärisch geschickten Einsatz seiner überlegenen Reiterei und Artillerie, so am 14. April 1525 die eigenen Bauern bei Wurzach.
Womöglich versuchte er jedoch die Bauern, insbesondere in Oberschwaben, zur Niederlegung der Waffen zu bewegen und garantierte ihnen im Weingartener Vertrag von Ostern 1525 im Gegenzug den schiedsgerichtlichen Austrag ihrer Beschwerden vor dem Schwäbischen Bund.
Der Feldzug gegen die Aufständischen führte Georg III. von Oberschwaben nach Württemberg, an den Oberrhein und nach Franken. Bereits am 12. Mai 1525 hatte er bei Böblingen die entscheidende Schlacht gewonnen. Die Gefechte und Strafaktionen waren bis September 1525 beendet.
Grausame Strafen verhängte er insbesondere gegen die Urheber der "Weinsberger Bluttat". Dort hatten die Aufständischen einige Adelige durch die Spiesse jagen lassen. Unter den Opfern war Graf Ludwig von Helfenstein, ein Schwiegersohn Kaiser Maximilians. Zur Sühne wurde Weinsberg eingeäschert. Die Anführer Melchior Nonenmacher und Jaecklein Rohrbach wurden an Bäume gekettet und bei lebendigem Leibe verbrannt.
weitere Persönlichkeiten
• Kardinalbischof von Augsburg
• Erzbischof von Köln
• Maximilian Willibald von Waldburg-Wolfegg
• Fürst Maximilian Wunibald von Waldburg-Zeil-Trauchburg
• Constantin Erbgraf von Waldburg-Zeil-Trauchburg
Kardinalbischof von Augsburg
Truchsess Otto von Waldburg entstammt der Jakobischen Linie und lebte von 1514 bis 1573.
Nach Studien in Tübingen, in Bologna und anderen italienischen Universitäten wurde er kaiserlicher Geheimer Rat und päpstlicher Gesandter. 1543 wurde er zum Bischof von Augsburg gewählt, 1544 zum Kardinalpriester ernannt.
Als kompromissloser Verfechter des katholischen Bekenntnisses protestierte er 1555 gegen den Augsburger Religionsfrieden, der einen Ausgleich zwischen Protestanten und Katholiken im Reich bewirken sollte.
Er förderte die Jesuiten und übertrug ihnen 1555 die Universität Dillingen, die er 1549 als Seminar gegründet hatte. Dillingen entwickelte sich rasch zum geistigen Zentrum des Katholizismus und der Gegenreformation in Schwaben.
Erzbischof von Köln
Ganz andere Wege ging der Neffe des Kardinals, der 1547 geborene Truchsess Gebhard, ebenfalls aus der Jakobischen Linie. Auch er war für den geistlichen Stand bestimmt und wurde 1577 zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt.
Aber 1582 heiratete er die Stiftsdame Agnes von Mansfeld. Da er jedoch auf die Kurfürstenwürde nicht verzichten wollte, trat er zum neün Glauben über und verkündete im Erzbistum die Glaubensfreiheit.
Gebhard wurde von Teilen des Domkapitels unterstützt, die mit dem Protestantismus sympathisierten. Seine Politik wurde jedoch von Kaiser Rudolf II. und der katholischen Partei im Reich als Bruch des Augsburger Religionsfriedens von 1555 verurteilt. Im sogenannten Kurkölnischen Krieg wurde Gebhard 1583/84 vertrieben und starb 1601 als Domdekan von Strassburg am Hof des Herzogs von Württemberg.
Gebhard bürdete mit seiner Politik der Linie Waldburg-Trauchburg eine hohe Schuldenlast auf. Die Belastungen des Dreissigjährigen Krieges (1618 - 1648) kamen hinzu. Deshalb konnten die Verbindlichkeiten bis zum Ende des Alten Reiches nicht mehr getilgt werden.
Die Finanzschwäche begünstigte österreichische übergriffe auf Waldburgs Besitz an der oberen Donau. damit im Zusammenhang stehen auch die dortigen bäürlichen Revolten zwischen 1591 und 1790.
Maximilian Willibald von Waldburg-Wolfegg
Maximilian Willibald war ein Urenkel des "Baürnjörg" aus der Georgischen Linie. Sein Vater war der Reichstruchsess Heinrich, Begründer der Wolfegger Linie.
Maximilian Willibald wurde 1604 geboren und starb 1667. Nach Studien in Dillingen und Pont-a-Mousson diente er Erzherzog Leopold am Hof in Innsbruck.
Nach dessen Tod 1632 begann er in der katholisch-kaiserlichen Armee eine erfolgreiche militärische Karriere. Er kämpfte vor allem im Bodenseeraum. Zwischenzeitlich diente er Kaiser Ferdinand II. als Gesandter bei den Kurfürsten in Köln und Mainz.
Berühmt wurde er wegen der Verteidigung der Stadt Konstanz gegen den schwedischen General Horn im Jahre 1632. Ebenso widerstand er 1637 erfolgreich den heftigen Angriffen des Generals Wrangel auf Lindau, der beim Anmarsch das Schloss Wolfegg hatte niederbrennen lassen.
Für seine Verdienste wurden Maximilian Willibald 70.000 Gulden als kaiserliche Gnadengabe versprochen. Dieses Summe wurde jedoch nur zum geringsten Teil ausbezahlt, und noch 1802 forderten seine Nachkommen beim Reich die Ausstände ein.
Stattdessen erteilte Kaiser Franz II. dem Haus 1803 die Reichsfürstenwürde, die das Haus Waldburg noch einmal ungefähr 90.000 Gulden kostete.
Auf Maximilian Willibald geht die Gründung des Kupferstichkabinetts auf Schloss Waldburg zurück.
Fürst Maximilian Wunibald von Waldburg-Zeil-Trauchburg
Fürst Maximilian Wunibald (1750 - 1818) trat 1790 die Regierung seiner Grafschaft an.
Preussen, österreich und das Reich führten die sogenannten "Koalitionskriege " gegen das revolutionäre Frankreich. Hierbei wurde auch Süddeutschland stark in Mitleidenschaft gezogen. Reichserbtruchsess Maximilian Wunibald von Waldburg-Zeil-Trauchburg war zu dieser Zeit Direktor des schwäbischen Grafenkollegiums. Für sich und seine Standesgenossen übernahm er heikle diplomatische Missionen.
Er verhandelte mit kaiserlichen und französischen Militärs, um die enormen Kriegslasten zu vermindern. Letztlich erfolglos rang er Napoleon Garantien für den schwäbischen Grafenstand ab.
König Friedrich I. von Württemberg war wegen seiner harten antiadeligen Politik als "Herodes von Stuttgart " besonders verhasst. Fürst Maximilian Wunibald widersetztesich hartnächig, jedoch letztlich erfolglos den Ansprüchen des neün Landesherrn. Die erzwungene Huldigung am 6. Januar 1807 am Stuttgarter Hof bezeichnete er als "Leichenzug " hochadeliger "Schlachtopfer ".
Als Jurist und Historiker hat er die alte Truchsessenchronik des Matthäus von Pappenheim überarbeitet.
Constantin Erbgraf von Waldburg-Zeil-Trauchburg
Erbgraf Constantin wurde 1807 geboren und starb 1862. In den 1830er Jahren leistete er auf katholischer Seite Widerstand gegen die protestantisch geprägte württembergische Kirchenpolitik. 1848 wurde er für den Bezirk Biberach-Leutkirch in das revolutionäre Parlament der Frankfurter Paulskirche gewählt. Hier vollzog er rasch einen Positionswechsel vom christlichen "Konservativen" zum demokratischen "Linken". Er gehörte jedoch keiner Fraktion an.
Er stimmte dafür, bei der Ablösung feudaler Rechte die Baürn nur mässig zu belasten. Auch plädierte er für eine strikte Trennung von Staat und Kirche. Er wurde deshalb "der rote Fürst" genannt. 1849 bis 1851 widmete er sich auf seiten der Volkspartei der Landespolitik.
1850/51 verbüsste er eine fünfmonatige Haft wegen Beleidigung der württembergischen Regierung und Justiz.
Ursächlich für seine Abkehr von der konservativen Seite war die Ablehnung der autoritären Regierung in Stuttgart. Sich und sein Haus sah er als Opfer despotischer Massnahmen im Zuge der Mediatisierung.